LEXIKON DER ALPEN FALLSCHIRMSEGELN, SKISEGELN
Fallschirmsegeln, Skisegeln, Variante des alpinen Skisports, 1974-1975
von D. Strasilla entwickelte Bergauf Beförderungstechnik. Gerät:
Treibschirme oder Skifallschirme, von der NASA zur Bergung von Satelliten
u. Raketen (Satellitenfallschirm, Raketenbergungsfallschirm) entwickelte
Fallschirme mit einer Nutzfläche zwischen 25 u. 56 qm, die abwechselnd
- der unterschiedl. Windgeschwindigkeit angepaßt - eingesetzt
werden; 28 Fangleinen sind an einem ca. 50 cm langen Aluminiumrohr
("Steuerbügel") befestigt; der Steuerbügel ist mit einem
óªFiffihaken an einem Bergsteiger-Klettergürtel am Brustkorb,
verbunden mit einem Bergsteiger-Sitzgurt, eingeklinkt.
Der Fallschirm besitzt in der unteren Hälfte Luftschlitze, deren
Größe durch Anziehen sogenannter Steuerleinen variiert
werden kann, bei Rückenwind entsteht in der geöffneten Halbkugel
des Fallschirms ein Luftstrom, der durch die Öffnungen nach unten
abgelenkt wird; der Rückstoß läßt den Schirm aufsteigen,
so daß für den Piloten keine Sichtbehinderung entsteht. Im
Zentrum des Schirms ist eine Art Reißleine fixiert, verbunden
mit dem Brustgürtel des Piloten, damit sich der Pilot am Zielpunkt
von der Zugenergie des Fallschirms lösen kann.
Technik: F. kann bei Windgeschwindigkeiten zwischen 20 u. 70 km/h
- je nach Hangneigung - betrieben werden. Während der Bergauffahrt
können die linke u. rechte Fallschirmhälfte unabhängig voneinander
ein- u. ausgefahren werden. Dadurch ist eine Korrektur der Fahrtrichtung
bis zu 20" abweichend von der Luftbewegung möglich. Durch die
Öffnungsschlitze im Schirm entsteht ein Düseneffekt für Links u. Rechtskurven; sie machen sogar das Aufkreuzen gegen den Wind im
Zickzack-Kurs möglich. Die Ski werden dabei stark gekantet. Bei auftretenden
Notsituationen - unvorhergesehene Hindernisse oder zu starker Wind
- wird ein Reißbügel bedient. Dadurch werden Steuer- u. Fangleinen
vom Brustgurt getrennt, die im Zentrum des Schirms fixierte Leine
stülpt das Nylonsegel um (wie ein Regenschirm im Sturm). D. Strasilla
fuhr in den Berner Alpen von Betmeralp über den 22 km langen Aletschgletscher
hinauf zum Jungfraujoch, über die Seilflanken von Titlis, Marmolada
u. Grande Motte u.a.
Die F.-Ausrüstung wiegt ca. 17 kg u. kostet ca. DM 1500.-. Wichtigste
Voraussetzung: erstklassige Beherrschung der alpinen Skifahrtechnik.
Fallwinde, absteigende Winde. z.B. Föhn, Bora, Gletscherwinde. F.
erwärmen sich beim Fall, die Wolken lösen sich auf- Ist die ursprüngl.
Temperatur der absteigenden Luftströmungen gering, so sind auch die
F. besonders in niedrigeren Breiten kalt (Bora, Mistral).
LEXIKON DER ALPEN,
Toni Hiebeler,
Bertelsmann Lexikon-Verlag, 1977